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Wo KI in der Schweiz akzeptiert wird

Frauen und politisch Linke sind KI gegenüber skeptischer. Kritisiert wird die fehlende Emotionalität. Dennoch überrascht die positive Grundhaltung zu Künstlicher Intelligenz.

Künstliche Intelligenzen können in vielen Lebensbereichen zum Einsatz kommen. Beispielsweise kann eine KI eine medizinische Diagnose erstellen, Falschnachrichten in sozialen Netzwerken erkennen, Personen für ein Vorstellungsgespräch einladen, die Prämie einer Versicherung festlegen oder entscheiden, ob ein Häftling entlassen werden soll oder nicht.
Doch akzeptieren es Schweizerinnen und Schweizer, wenn KIs in diesen Bereichen tatsächlich eingesetzt würden? Dies hat die Digital Society Initiative (DSI) der Universität Zürich in einer nationalen Bevölkerungsumfrage zu KI erhoben. Diese wurde im Januar und Februar 2022 durchgeführt – also ein knappes Jahr bevor ChatGPT der breiten Bevölkerung vor Augen geführt hat, was KI zu leisten imstande ist. DSI-Geschäftsführer Markus Christen sagte auf die Frage von inside-it.ch: «Es ist durchaus möglich, dass ChatGPT eine Reihe der Daten verändern würde.» Viele Menschen hätten heute eine differenziertere Ansicht auf KI als vor der Lancierung des Chatbots.
 
Wenig Vertrauen in Banken
Dennoch sind die Ergebnisse der Umfrage interessant. Sie zeigen, dass Frauen, Menschen mit tiefer Ausbildung, tieferem Einkommen und politisch linker Ausrichtung gegenüber KI-Anwendungen grundsätzlich skeptischer sind als Männer und gut gebildete sowie besser bezahlte Menschen. Darüber hinaus vertraut mehr als die Hälfte der Befragten Organisationen des Gesundheitswesens, Gerichten und Behörden «komplett» oder «teilweise», wenn diese KI-Anwendungen einsetzen würden. Kaum Vertrauen geschenkt wird hingegen sozialen Netzwerken, Banken und Versicherungen.
Die Befragten denken, dass KI für positive Zwecke eingesetzt werden kann und dass sie «unbeeinflusste, objektive Entscheidungen» treffen kann, wobei Letzteres mehrfach widerlegt ist. Der wohl prominenteste Fall ist eine KI, die Amazon in seinem Bewerbungsprozess einsetzte und dabei Frauen massiv benachteiligte.
Ironischerweise wurden als Gegenargument zu KI am häufigsten «fehlende menschliche Emotionen» genannt, welche ja häufig objektive Entscheidungen verhindern. Die Studienautoren nennen das ein «interessantes Spannungsfeld zwischen ‹Objektivität› und ‹Emotionalität'».
Ebenfalls abgefragt wurde die Akzeptanz und Kontrolle von KI-Anwendungen. 80% der Befragten finden den Einsatz von KI akzeptabel, wenn es um die Erkennung von Fake News geht. Gut die Hälfte findet, dass eine KI bei Versicherungsprämien «mitreden» darf und je rund 20% finden den KI-Einsatz bei Kreditentscheiden sowie medizinischen Diagnosen in Ordnung.

Autor: Reto Vogt, INSIDE IT