Wie der Spagat zwischen digital und sozial gelingen kann, zeigen die Projekte von Meret Reiser, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Departement Soziale Arbeit. Basierend auf einem Projekt, das im ZHAW-internen Förderprogramm «Digital Futures Fund» (DFF) unterstützt wurde, entstand eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der School of Engineering. Ganz neu im ZHAW Portfolio: eine Weiterbildung, in der Sozialarbeitende digitale Kompetenzen erlangen können.
Autorin: Johanna Seiwald
Technik und Soziale Arbeit sind auf den ersten Blick gegensätzliche Gebiete: Während technische Disziplinen auf Objektivität, Effizienz und Optimierung fokussieren, geht es in der Sozialen Arbeit darum, Menschen in ihren subjektiven, vielschichtigen Bedürfnissen und Zielen möglichst ganzheitlich zu unterstützen. Die digitale Transformation durchdringt nun aber seit mehreren Jahren viele Lebensbereiche und wir sind alle davon betroffen, sagt Meret Reiser gleich zu Beginn des Gesprächs. Auch in der Sozialen Arbeit stellen die digitalen Entwicklungen ein Querschnittsthema dar. Sie beeinflussen sowohl die Theoriebildung, die Praxis als auch die Hochschulausbildung.
Soziale Arbeit digital?
Verschiedene Studien beleuchten die Chancen und Herausforderungen, die sich für die Soziale Arbeit erschliessen. Meret hält in ihren Forschungsarbeiten fest, dass die Corona-Pandemie die digitale Transformation beschleunigte: «Sie zeigte unter anderem, dass gewisse professionelle Gespräche im digitalen Setting durchgeführt werden können und je nach Zielgruppen Vorteile bieten. Dazu zählen beispielsweise erhöhte Flexibilität und Effizienz, Wegfallen der Reisezeit oder Infrastruktur. Gleichzeitig zeigten sich auch ethische und organisationale Herausforderungen, beispielsweise bezüglich dem Datenschutz oder der Infrastruktur (vgl. u.a. Eser Davolio et al, 2021).»
Digitale Kompetenzen von Sozialarbeitenden
Gerade weil es Herausforderungen gibt, wird die Technik in der Sozialen Arbeit teilweise mit Argwohn betrachtet. Ermel und Stüwe stellen eine weitverbreitete «unspezifische Technikskepsis» sowie eine «geringe Qualifikation in technischen Belangen» und mangelnde bereichsübergreifende Kompetenzen unter Fachpersonen in pädagogischen und sozialarbeiterischen Berufen fest (2019, S. 53–60). Meret erkennt diese Lücken und möchte Sozialarbeitende ermutigen, sich digitale Kompetenzen anzueignen und auch bei der Entwicklung neuer technischen Lösungen mitzureden. Sie ist sich sicher, dass die Mitgestaltung essentiell ist, damit diese den Bedürfnissen der Adressat:innen entsprechen und deren Realität widerspiegelt. Nur so fliessen ethische und professionelle Überlegungen und Grundsätze von Sozialarbeitenden in die Technologien mit ein. Denn das Ziel sollte sein, marginalisierte Bevölkerungsgruppen nicht (noch mehr) zu diskriminieren oder von den gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen abzuhängen, sondern Digitalisierungsprozesse gemeinsam mit Adressat:innen, Anwender:innen und Fachpersonen aus verschiedenen Disziplinen zu gestalten.