Zum Inhalt

Weniger Hass online

Brechen Kriege wie in Gaza oder der Ukraine aus, haben Hasskommentare Konjunktur. Sie vergiften die Debatte im Internet und sind damit eine Gefahr für die Demokratie. Der Politologe Karsten Donnay untersucht, wie sich soziale Normen auch online etablieren können.

Hasskommentare im Internet sind nicht bloss ärgerlich - sie gefährden auch die Demokratie. Illustration: Benjamin Güdel

In seinem Artikel schreibt Andres Eberhard über die Problematik von Hasskommentaren im Internet und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft. Gemäss Karsten Donnay, Assistenzprofessor am Institut für Politikwissenschaft der Universität Zürich, können Hasskommentare, insbesondere in Zeiten von Konflikten oder politischen Ereignissen, auch eine ernsthafte Bedrohung für die Demokratie darstellen. Löschen allein wird als ineffektiv angesehen, da Nutzer:innen ihre Inhalte einfach auf andere Plattformen verlagern können. Stattdessen wird die Bedeutung gezielter Gegenrede betont, um die Verfasser:innen zum Nachdenken anzuregen und soziale Normen im Internet zu etablieren. Donnay weist darauf hin, dass Hate Speech oft von Trollen verfasst werden und  Gegenrede nur begrenzt Wirkung hat. Es wird empfohlen, auch Regulierungen einzuführen und Plattformen zu schaffen, die eine gesittete Diskussionskultur fördern. Schliesslich wird die Rolle von KI bei der Erkennung und Bekämpfung von Hasskommentaren diskutiert, mit dem Hinweis darauf, dass die Entwicklung des Internets aktiv gesteuert werden muss, um seine Auswirkungen zu kontrollieren.

Stop Hate Speech – Mit Algorithmen gegen Hass im Netz

In unserem Podcast Schampar digital sprechen wir mit Karsten Donnay über Hass und Beleidigungen im Internet, Strategien um sich zu wehren und das Projekt Stop Hate Speech.

Counterspeech

So können Sie auf Hassbotschaften reagieren

Eine Alternative zum Löschen von Hassbotschaften auf sozialen Medien ist die gezielte Gegenrede («counterspeech»). In den letzten Jahren haben Forschende der UZH und der ETH im Rahmen des Projekts «Stop Hate Speech» untersucht, welche Worte dabei helfen, dass Hassredner:innen ihr Verhalten ändern. Das Resultat: Am effektivsten sind Botschaften, die Empathie für die vom Hass betroffene Gruppe zeigen. Sie haben zur Folge, dass die Hassredner:innen in der Folge weniger herabwürdigende Botschaften verbreiten oder sie gar löschen. Hassrede kontern kann man zum Beispiel mit folgenden Sätzen: 

• So über sie zu sprechen, ist für die betroffene Person oder Gruppe unnötig schmerzhaft.
• Wie würdest du dich fühlen, wenn  Leute so über dich sprechen würden? 
• Hast du dir schon mal überlegt, was es bedeutet, sein ganzes Zuhause zurücklassen zu müssen, weil man flüchten muss?
• Wie würde es dir wohl gehen, nur auf dein Aussehen reduziert zu werden?

Was hingegen nicht gegen Hassrede wirkt, sind humorvolle Reaktionen etwa 
in Form von Memes oder warnenden Sätzen wie: «Hey! Du weisst schon, dass deine Freunde und deine Familie das auch lesen werden, ja?»
Von Aktivist:innen häufig angewandt werden Antworten, die auf Fakten verweisen («Nur 0,8 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind Asylsuchende»), die Positivität betonen («Liebe ist stärker als Hass»), die Hate Speech benennen («Hass ist keine Meinung»), die vor Offline-Konsequenzen warnen («Strafrechtlich verboten»), die moralisieren oder Widersprüche aufdecken. Ob diese Strategien wirken, ist allerdings noch nicht ausreichend erforscht.