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TikTok und die Privatsphäre von Jugendlichen

TikTok ist vor allem bei Jugendlichen beliebt und wird u.a. für seine geringen Datenschutzstandards kritisiert. Eine kürzlich durchgeführte Studie untersuchte erstmals, wie junge Menschen im Alter von 12 bis 18 Jahren ihre Privatsphäre auf TikTok im Hinblick auf persönliche Videos verwalten.

Text: Johanna Seiwald, ZHAW digital

Das Forschungsteam führte Interviews mit 54 Teenagern. Einige der wichtigsten Erkenntnisse der Studie sind:

  • Die Jugendlichen in der Stichprobe beteiligen sich aktiv am Management ihrer Privatsphäre.
  • Motivationen: Vermeidung von Öffentlichkeit oder negativen Reaktionen/Emotionen, aktives Erreichen von Privatsphäre und Privatsphäre als persönlicher Wert jenseits von TikTok.
  • Beispiele für Strategien zum Management der Privatsphäre: «Private Creator» nutzen die Plattform nur zum Erstellen und Bearbeiten von Videos und teilen sie auf anderen sozialen Netzwerken (z. B. WhatsApp, Snapchat). «Public Creators» verwenden beispielsweise verschiedene Konten für unterschiedliche Zielgruppen, teilen nur bestimmte Inhalte öffentlich und versuchen, gefälschte Follower zu erkennen.
  • Die Befragten waren eher besorgt darüber, ihre Privatsphäre vor ihrem direkten sozialen Umfeld zu schützen als vor institutionellen oder kommerziellen Datenschutzfragen.
  • Viele der befragten Jugendlichen haben bereits lange vor dem gesetzlichen Mindestalter von 13 Jahren Inhalte auf TikTok veröffentlicht.

Basierend auf den Erkenntnissen schlagen die Forschenden verschiedene konkrete Maßnahmen vor, um Interventionen zu entwickeln, die die Privatsphäre von Jugendlichen auf TikTok schützen (S. 230-231):

  • TikTok-Nutzende: Inhalte bewusst teilen/löschen; alternative Social-Media-Apps nutzen, um TikToks zu teilen; Benutzerdaten sichern, um Kontoverlust vorzubeugen; Datenschutzeinstellungen aktivieren.
  • TikTok-Plattform: Verbesserung der Datenschutzfunktionen wie Benutzerblockierung, Altersverifikation; Zugriff auf verlorene Benutzerkonten; Bereitstellung von Datenschutz-Tutorials; Nutzer:innen nicht dazu drängen, persönliche Inhalte öffentlich zu teilen.
  • Familie, Freund:innen, Schulen, Jugendbetreuende: Unterstützung der Bemühungen von Kindern um Datenschutz; Aufzeigen langfristiger Datenschutzrisiken; Erklärung des Geschäftsmodells von TikTok; Nutzung von TikTok, um Datenschutzfragen zu verstehen.
  • Politiker:innen und Datenschutzaktivist:innen: Erstellen und Durchsetzen von Datenschutzgesetzen.
  • Andere TikTok-Nutzende: Mentoring und Warnung weniger erfahrener Benutzer:innen zu Datenschutzfragen.
  • Betriebssystemanbieter und Anbieter anderer Apps: Durchsetzung von App-Datenschutz im Betriebssystem; Bereitstellung von Funktionen zur Pflege, um persönliche Inhalte aus öffentlichen Apps zu entfernen.

Die Studie wurde u.a. von Forschenden von CYREN ZH durchgeführt. Beteiligt waren neben Nico Ebert (ZHAW) und Melanie Knieps (UZH) auch Tim Geppert (ZHAW), Joanna Strycharz (University of Amsterdam), Michael Hönig (ZHAW) sowie Elke Brucker-Kley (ZHAW). 

Nico Ebert wurde für einen Beitrag auf SRF von Christian Seewald interviewt.