Künstliche Intelligenz ist derzeit ein zentrales Thema, oft begleitet von besorgten Prognosen. Ein interdisziplinäres Team aus Forschenden der ZHdK, der Universität Zürich und des Universitätsspitals Zürich zeigt jedoch, wie KI-Technologien im therapeutischen Kontext positive Anwendungen finden können.
Das Projekt «Die Auswirkungen von Deepfakes in Virtual-Reality-Szenarien für die Therapie psychischer Erkrankungen» untersucht, wie Deepfake-Technologie und Virtual Reality in der Behandlung von Kindheitstraumata eingesetzt werden können. Ein innovativer Ansatz besteht darin, Patient:innen virtuell mit ihrem jüngeren Selbst zu konfrontieren. Mithilfe von KI wird das kindliche Gesicht der Betroffenen rekonstruiert und auf eine Puppe projiziert. In einem geschützten Setting können die Patient:innen mit diesem digitalen Abbild ihres kindlichen Ichs in den Dialog treten. Eine Begegnung, die Trost spenden und die Verarbeitung von schwierigen Erinnerungen erleichtern kann.
Das Projekt wurde im 2. Projekt-Call gefördert. Die Idee entstand durch die Zusammenarbeit von Paulina Zybinska, Absolventin des Masters in Interaction Design an der ZHdK, und Marte Roel, Postdoc am Psychologischen Institut der Universität Zürich. Inspiriert durch ihre Erfahrungen in der Ausstellung «Planet Digital» entwickelten sie das Konzept gemeinsam mit Prof. Birgit Kleim von der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich weiter.
Zybinska bringt dabei ihre Forschung zu falschen Erinnerungen ein, die sie in ihrer Masterarbeit künstlerisch interpretiert hat. Sie verweist auf Studien, die zeigen, wie stark unsere Wahrnehmung von wiederholten Narrativen beeinflusst werden kann, und sieht grosses Potenzial in der Verbindung von Technologie und therapeutischen Ansätzen.
Das Forschungsprojekt zeigt, dass Deepfake-Technologie, oft kritisch betrachtet, auch positiv genutzt werden kann. In Zukunft könnten Patient:innen durch diese Methode nicht nur Vergangenes reflektieren, sondern auch neue Perspektiven entwickeln und Trost finden.
Weitere Informationen finden Sie im Artikel «Der Algorithmus, die VR-Brille und ich» von Flurin Fischer, der im Hochschulmagazin Zett und am 10.12.24 auf zhdk.ch veröffentlicht wurde.